Naturgeister

Nachempfundene Geschichten über den Grund des Seins.

Inhalt

Geschichten - Naturgeister

Vorwort

Unsere Gefühle haben verschiedene Qualitäten.
Sie können erfrieren, erstarren, versteinern wie ERDE.
Sie können als Regen tropfen und stürmisch aufbrausen wie LUFT
Sie können leicht spielerisch plätschern oder kraftvoll fließen wie WASSER.
Sie können aufgeladen sein – knistern, still leuchten oder gewaltig brennen wie FEUER.
So kann sich unser momentaner Gefühlszustand in den Zuständen der Elemente – ihrem Geist – spiegeln.

Es gibt unsere reale Welt der Materie – unseres physischen Körpers - und die astrale Anderwelt des Märchens – unseres psychischen Körpers. Beide Welten spiegeln sich – beide haben Leben schaffende und zer- störerische Kräfte.

Unsere Ahnen konnten mit den Naturgeistern den Geist ihrer Gefühle im Außen wahrnehmen und mit ihm reden. Die Veränderung der Bilder im Außen wirkte auf ihre Gefühle zurück. Die menschenähnlichen Naturgeister unsere Ahnen, die wir aus den Märchen kennen, können also für Menschen ein Zugang sein zu sich selbst.

In unserer Zeit können wir uns auch ohne die alten Geister mit der Natur verbinden – sie in Resonanz in uns aufnehmen und ihre Bilder verankern. Doch läßt sich diese individuelle Erfahrung schwer austauschen. Über gefühlvolle Erzählungen von den Naturgeistern entstehen gleiche Bilder. Dies hilft insbesondere im Austausch mit Kindern.

Im Versuch, selbst einen Zugang zu den Naturgeistern zu finden, sind folgende Geschichten entstanden von Elfen, Nixen, Wassermann, Baumgeistern, Riesen und Feen.

Von den Elfen lernen wir wie Licht zu tanzen – im Herzen zu glitzern. Von den Nixen lernen wir Sehnsucht zu fühlen - Liebe wachsen zu lassen Vom Wassermann lernen wir, den Tod anzusehen. Von den Bäumen lernen wir Beständigkeit und Ausdauer. Von den Riesen lernen wir, mit Angst umzugehen. Von den Feen erfahren wir Führung auf dem Lebensweg

Von den Elfen

Als die Menschen die Naturgeister noch sehen konnten,liebten sie besonders die Elfen. Elfen sind wohl Unterirdische, doch nicht zu fürchten. Wenn die Sonne scheint, fliegen sie aus ihrem Schattenreich zu uns empor, um mit ihren Spiegeln jeden Sonnenstrahl einzufangen. Sie sind Hilfsgeister der Pflanzen, denn sie schicken mit ihren Spiegeln auch den kleinsten Strahl zu einem Pflänzchen weiter, damit dies wachsen kann. Wenn die Zeit der Blüte gekommen ist, sind sie besonders emsig. Alle schwärmen aus. Sie fliegen mit ihren Spiegeln dicht über die Knospen und warten, dass sie sich öffnen. Sie kitzeln mit den Sonnenstrahlen die Blütenblätter, kribbeln und erregen sie. Ein sehnsuchtsvolles Ziehen entsteht in der Blüte, ihr Innerstes will nach außen. Die Blütenblätter öffnen sich und betörender Duft entströmt aus dem Inneren.Dann werden die Elfen wie trunken, schweben auf und nieder, drehen sich im Kreis: Sie tanzen ihren Elfentanz.
Die Menschen früher erzählten davon in Märchen und Liedern. Daher wissen wir auch, dass die Elfen nicht nur bei Sonnenschein tanzen, sondern auch in Vollmondnächten, besonders zur Zeit der Johannisnacht am 21. Juni, der kürzesten Nacht des Jahres. Viele Menschen feiern heute noch diese Nacht im Freien und konnten es deshalb mit eigenen Augen sehen: Dann tanzen Lichtpukte über der Wiese, die Elfchen. Aber sie sind nicht allein. Auch im Meereswasser tanzen Lichtpunkte und lassen die Fische leuchten. Und über den Elfen in Baumeshöhe tanzen die Lichter der Glühwürmchen. Am dunklen Himmel schließlich fliegen Sternenlichter - viele Sternschnuppen..
Ein wundersamer Tanz des Lebens!

Wie alles Leben ursprünglich im Wasser entstanden ist, so kommt das alte Geschlecht der Elfen auch aus dem Wasser. Sie wollen, dass ihre Herkunft ein Geheimnis bleibt. Doch in grauer Vorzeit haben unsere Vorfahren es beobachtet. Es war Mitternacht zu Johannis und Vollmond - als an der Flußmündung zum Meer im Wasser ein geheimnisvolles großes Glitzern entstand. Leuchtende Blasen stiegen auf,die wachsende Ringe um sich bildeten. Sprang der Deckel der Wasserblase auf,so lag ein winziges Elfchen darin,schaukelte auf dem Wasser wie in einem Bootchen. Es hielt den Deckel in beiden Händchen. Trafen die Mondstrahlen darauf, glitzerten sie heller, weil er als kleiner Spiegel wirkte. Alle auf einmal pumpten ihre zarten Flügel mit Luft auf. Ein großes Summen und Surren lag in der Luft.Und dann erhoben sich glitzernde Schwärme und flogen ans Ufer und weiter und weiter.

Alle, die es miterlebt hatten,nannten diesen Ort von nun an Elfenwasser. Ihre Nachfahren wussten nichts mehr vom Geheimnis, behielten aber den Namen bei.Sie sprachen weicher. Es klang wie Elwewasser.Heute sprechen wir den Namen wie Elbe aus. Es ist genau der Ort,wo unser Elbfluß ins offene Meer mündet. So hat sich durch den Namen das alte Geheimnis nun doch offenbart. Er ist der Beweis,dass Elfen immer noch leben,auch wenn wir sie so wenig wahrnehmen. Ob sie sich freuen,wenn wir sie wieder suchen?

Elfen - Anmerkungen

1.In Reyljavik gibt es eine Elfenschule, wo Schüler lernen, unsichtbare Welten wahrzunehmen und die eigene Sensivität zu entwickeln. Der Unterricht betrifft: Feen ,Elfen, Elben, Pflanzengeister – und darüber hinaus die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde.

2.Im Märchen gibt es niedere Naturgeister, die Unterirdischen. Riesen und Zwerge leben in Erdhöhlen, Wassermann und Nixen kommen aus der dunklen Tiefe des Wassers. Bei den Germanen gehörten auch die Dunkelelfen dazu.S eit der Romantik werden nur die Lichtelfen in der Dichtung beschrieben.

3.Die Findhorngemeinde in Schottland pflegt auch heute den Austausch mit den Naturgeistern der Pflanzen, die sie DEVAS nennen. Es ist die Voraussetzung für die Kultivierung von Pflanzen in karger Landschaft. Sie haben erstaunliche Erfolge.

4.Vielleicht haben die Essener in der Wüste ihre Gärten auch über den Kontakt zu den Pflanzengeistern ermöglicht?

5.Es ist möglich über Meditation sich mit den Pflanzen zu verbinden und Informationen über Heilwirkung zu erhalten. (vgl. Hildegard von Bingen)

Elfriede im Märchenspiegel

Auf einer Lichtung - mitten in der blühenden Bergwiese, saß ein kleines zierliches Mädchen. Elfriede hatten ihre Eltern es genannt und es damit dem Lichtschutz der Elfen anvertraut.

Ihr Hemdchen war vom vielen Waschen dünn und fast durchsichtig geworden. Sie liebte die Blumen und schmückte ihre lichten, langen Haare gern mit Blütenköpfchen. Die Farben der Blüten leuchteten so stark, dass sie sich im glänzenden Sonnenlicht auf dem Hemdchen spiegelten. Spielte sie mit der Mohnblume, schien ihr Hemdchen rot. Läutete sie die zarte Glockenblume, färbte es sich blau. Und durch das sonnige Arnica leuchtete es gelb. Elfriede schmückte sich jeden Tag neu. Am Gottestag pflückte sie eine weiße Lilie. Damit wirkte sie besonders zart und licht.

Elfriede war ein Menschenkind von besonderem Geist. Sie fühlte den Schutz der Elfen und hatte Vertrauen ins Leben. Und da sie neben ihrer kindlichen Neugier auch mutig war, lernte sie verschiedene Märchenreiche kennen.

In ihrem rotem Käppchen konnte sie das Märchenreich der Erde besuchen.Die Geister waren sehr beschäftigt, so dass sie Riesen und Zwerge nie sah.. Doch gab es am Eingang dort einen großen Spiegel, in dem sich die Menschen erkennen konnten. Da Elfriede auch ein Menschenkind war, stellte sie sich neugierig davor:

Spieglein, Spieglein an der Tür
Wach auf! Elfi ist hier!

Und schon wurde der Spiegel lebendig. Sein Licht war so hell, dass es blendete und sie nichts erkennen konntet. Schnell schloß sie die Augen. Und wie sie so still da stand, fühlte sie in sich ein Bild immer deutlicher werden. Sie fühlte wie ihre Beine in die Erde wuchsen. Harte Steine, Fels war da, ihre Füße steinhart, knorrig, vertrocknete Wurzeln. Sie fühlte sich kraftlos, wie gelähmt. Dann ein Kraftstoß -
Die Wurzeln wuchsen in die Tiefe,fanden endlich weiche Erde, wurden kräftig und saugten.Sie fühlte wie etwas in ihr floß und aufstieg...... und ein großer Sog alles Fließen in die Höhe riß in einen Stamm bis in die Krone eines gewaltigen Baumes. Elfriede staunte: Ich wußte gar nicht, dass ich Wurzeln habe. Wenn sie in die Tiefe wachsen können, kann ich groß und stark werden. Danke Spiegel der Erde! rief sie und kehrte zu ihrer Blumenwiese zurück.

Mit ihrem blauen Käppchen konnte sie das Märchenreich des Wassers besuchen. Die Geister waren sehr beschäftigt. Wassermänner und Nixen zeigten sich nicht selbst. Doch gab es dort am Eingang einen großen Spiegel, in dem die Menschen sich erkennen konnten. Da Elfriede auch ein Menschenkind war, stellte sie sich neugierig davor.:

Spieglein, Spieglein an der Tür
Wach auf! Elfi ist hier!

Und schon wurde der Spiegel lebendig. Große Meereswogen rollten auf sie zu wie im Film. Gischt spritzte -ein paar Tropfen fühlte sie in ihrem Gesicht. Schnell schloß sie die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Sie wurde still....
Als sie die Augen wieder öffnete, war auch das Wasser still. Und ihr Spiegelbild schaute sie an. Zuerst ernst und fragend, dann lächelnd. Sie überlegte: Ich sehe dich so genau. Bin ich du? Wer bin ich wirklich? Als sie die Augen wieder schloß, sah sie immer noch Ihr lächelndes Gesicht vor sich. Träume ich? Ist mein Leben ein Traum? Was bin ich? Mein Fühlen oder mein Sehen? Danke Spiegel des Wassers! rief sie und kehrte zu ihrer Blumenwiese zurück.

Mit ihrem gelben Käppchen konnte sie das Märchenreich des Lichts besuchen.Die Geister waren sehr beschäftigt. Elfen und Feen zeigten sich nicht selbst. Doch gab es dort am Eingang einen großen Spiegel, in dem die Menschen sich erkennen konnten. Da Elfriede auch ein Menschenkind war, stellte sie sich neugierig davor.

Spieglein, Spieglein an der Tür
Wach auf! Elfi ist hier!

Der Spiegel war so heiß ,dass ihr warm wurde.. Grell blendete das Licht der Sonne. Sie trat zurück und kniff die Augen zu. Sollte sie besser fortgehen? Doch dann fühlte sie, wie eine leichte Kühle sie streifte. Die Sonne stieg nach oben. Sie wuchs, wurde immer größer, färbte sich orange und verschwand ganz langsam hinter dem oberen Rand des Spiegels.. Zugleich bewegte sich zunehmendes Dunkel von unten herauf mit dem fahlen Licht des Mondes. Als der Mond in der Mitte stand, wußte Elfriede: Jetzt ist Nacht...... die Zeit des Schlafens und Träumens. Sie fühlte sich mit dem Himmel und den Sternen verbunden. Sehnsucht war in ihrem Herzen. Sie wäre am liebsten zum Mond hinausgeflogen Langsam stieg der Mond weiter nach oben. Als sich der untere Rand des Spiegels rötete und das Morgenrot ankündigte, entschied sie sich früher zurückzulaufen. Die volle Sonne war zu bedrohlich gewesen. Wie beruhigend war der ewige Wechsel von Tag und Nacht.
Danke Spiegel des Lichts, rief sie und kehrte auf ihre Blumenwiese zurück.

Sie war erleichtert zurück zu sein. Alle drei Reiche, die sie besucht hatte, konnten auch bedrohlich sein. Hier auf ihrer Blumenwiese fühlte sie sich wohlsten. Alle Blüten waren in ihrer schönsten Pracht. Sie legte sich ins weiche Gras, um sich auszuruhen. Leise spielte der Wind in ihrem dünnen Haar, berührte ihre zarte Haut. Es fühlte sich so an, als wenn er sie streicheln wollte. So wurde sie ganz ruhig, und still.

Da sah sie die Elfen zum ersten Mal. Sie erschienen ihr als kleinste Lichtpünktchen über den Blütenköpfchen - Sie schaukelten im leichten Wind wie die Blüten hin und her. Was tanzt denn dort? wuderte sich Elfriede. Und mit der Zeit erkannte sie winzige Spiegel, die im Sonnenlicht blinkten und glitzerten. Jeder wurde von einem zarten luftigen Wesen getragen. Sie hatten zarte weiße Ärmchen und Beinchen und kleine Fühler wie Antennen. Ihre durchsichtigen Flügel zitterten fein und schillerten wie bei Libellen.

Jede Elfe war von einem feinen Ton umgeben. Die Elfen mit den roten Häubchen über den Mohnblumen hatten den tiefsten Ton. Die Elfen mit den blauen Häubchen über den Glockenblumen klangen höher. Am höchsten erzitterte der Ton bei den lichten gelben Elfen. Zusammen erschallte ein wunderbarer Dreiklang. Schaute Elfriede zu den blauen Blüten, hörte sie diese lauter. Wendete sie sich der Gruppe der roten Blüten zu, so war dieser Ton in ihrem Ohr. Wenn sie so die Blickrichtung wechselte, folgten verschiedene Töne aufeinander, und es entstand ein Lied in ihr. Als ihre Stimme mitschwang, fühlte sie Elfenmusik um sich und in sich - eine zarte Melodei - begleitet vom Summen und Surren der Insekten.

Dann erkannte Elfriede,wie die Elfen mit Ihren Spiegeln die Blütenköpfchen kitzelten. Die Blütenblätter erzitterten und begannen sich langsam zu öffnen. Ein betörender Duft konnte aus ihren Kelchen emporsteigen und erfüllte die Luft. Tief atmete Elfriede ein. Der Duft war so betörend, dass sie sich trunken fühlte. Dann fühlte sie ihr Herz. Die Elfen hielten ihre Spiegelchen wohl auf ihr Herz. Das Glitzern machte ihr Herz lebendig. Sie fühlte Zucken, Entzücken, fühlte sich weit - so offen wie die Blüten um sie herum.
Elfriedes Blick richtet sich langsam nach oben. Er gleitet an der uralten Eibe hoch, die hier schon 2ooo Jahre wacht. Auch ihre roten Beeren glitzern und duften.
Dann versinkt ihr Blick in den ziehenden Wolken. Blinkt dort etwas?
Gibt es dort am Himmel in der Luft auch Spiegel?
Bilder werden immer deutlicher - Eine weiße Flamme? Ein weißes Licht? Dann endlich in weiße Tücher gehüllt eine riesige weiße Gestalt mit Flügeln. Bist Du ein Engel? Bangigkeit fliegt sie an. Doch ihre Furcht verwandelt sich in Ehrfurcht, als sie anhebt zu loben, zu preisen und zu danken. Dann entziehen sich die Worte. Nur eines bleibt, das in ihr singt:
Aum-Aum-Aum-Aum-Aum-Aum-
Immer leichter und engelgleicher fühlt sich die kleine Elfriede.

Was für ein seeliger Zustand.!
Die Sonne entflammmte den Himmel.Die Sonne ging unter. Es wurde dunkle Nacht. Elfriede träumte hinüber und schlief dann tief und fest. Sie erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen und fühlte sich wie neu geboren. Danke ihr lieben Elfen, rief sie. Sie sah sich um, doch die Elfen waren verschwunden. Der Morgentau hing in den Gräsern. Es war noch Nebel in der Luft. Ihre Füße waren naß und sie fror. So lief sie nach Hause.

Nach ihren Abenteuern konnte sie nichts betrüben. Sie fühlte, wie weit und glitzern ihr Herz geworden war. Und das hatte sie den Elfen zu verdanken.

Anmerkungen zu Elfriede

Sind Märchenwelten Schattenwelten des Unbewußten? Es ist bekannt, dass das Unbewußte sich über Bilder ausdrückt (Gestalttherapie), Wie können dann die Bilder von Märchen zurückwirken?

Der Name Elfriede bedeutet: Lichtschutz der Elfen.

Gibt es die alten Baumgeister – die Alben noch?

Ich fliege im Traum über dunkle Wälder, entdecke eine kleine Lichtung und lande dort. Um mich herum fahlweißes Licht - Widerschein des riesigen Vollmondes. Nebelschwaden hängen über der Wiese. Mittendrin steht er - ein gewaltiger Baum mit uraltem Stamm. Gesichter und Gestalten verstecken sich in ihm: ein alter Zauberbaum. Er gehört zu den Bäumen, in denen Alben sich wohl fühlen. Es gibt nur noch wenige dieser Bäume und wenige Alben in Europa.
Ob ich wohl einen Alben antreffe?
Wie mag er aussehen?
Bisher kenne ich noch keinen.
Ich lege meine Hände auf die warme Rinde – warte – und klopfe an.
Bitte laß mich ein!
Warten muß ich. Zehn Minuten sind lang. Dann hat mich der Baum wahrgenommen.
Ein großes dunkles Loch über der Wurzel öffnet sich. Neugierig stecke ich meinen Kopf hinein und beginne einen kurzen Aufstieg zur Mitte des Stammes. Dort weitet sich der Gang zu einer kleinen Höhle. Zuerst gucken nur meine Augen hinein. Der Alb ist da. Er weiß Bescheid – ist reserviert, nicht besonders interessiert.
Der Alb hat fast meine Größe, sitzt auf dem Boden – vornübergebeugt. Die linke Hand - gestützt aufs Knie - hält eine große Pfeife. Mit der rechten stopft er rotbraune Blätter und zündet sie an. Guten Tag, mein Name ist Uta.
Ich wünsche mir, sie kennenzulernen.
In seinem Gesicht keine Regung:

Sein fahlweißer Kopf ohne Haar
dem Mond ähnlich sah
seitlich große Ohren
mit einer Spitze oben
Der Alb formt aus Rauch
Ringe – kleine Kreise steigen auf.
Ein Kreis hüllt mich ein -
läßt mich luftig – schwebend sein.
Bewegt sich auf und nieder
immer wieder.
Steigt er auf – fühl ich Erde
Geht er nieder – bin ich im Licht.
Dann muß ich gehn
Möchte gern noch mehr sehn.

Ich klettere zurück
und erhasche noch einen Blick.
Aus dem Baumhaus
tritt sein Geist vor mir heraus.
In weiten Schritten fliegt er fort
hin zu einem andern Ort.
Dabei bildet sich eine Spur.
Woran erinnert sie mich nur?
Eine Schwingung entsteht -
baumhoch über die Erde gelegt.

Dann hält er ein.
Was wird nun sein?
Hände wie Zangen
sammeln Samen.
Vorsichtig läßt er sie fallen
Hüter der Samen sind Alben.
Baumwesen sind von doppeltem Geschlecht
Ihr dunkler Schoß gibt Schutz den jungen Samen.
Die kräftigen Männerarme können Fruchtkinder tragen.

Alben sind Bewohner des Stammes.
Ihre Kraft die des aufrechten Standes,
der Beständigkeit.
Sie halten altes Wissen für uns bereit.

Doch bringen sie nicht nur Gutes.
Wie berichtet wird, können sie für Menschen auch zum Albtraum werden. Da wo unsere Sorgen auf den Schultern ruhen, dicht am Genick setzen sie sich fest und zwicken uns und drücken uns schwer im Traum. Für unsere Sorgen brauchen wir ihre Kraft der Beständigkeit nicht. Die wollen wir abwerfen und auflösen. Deshalb ist es ratsam mit den Alben zu verhandeln. Bittet sie darum, eure Sorgen in der heiligen Pfeife zu rauchen. Die heilige Asche kann den neuen Samen nähren, der in dir wachsen will. Wenn dir das Neue bewußt geworden ist und du es vor dem Alben aussprichst, wird er dich unterstützen.

Anmerkungen

Eibe: ist ein Nadelholz (Ebenholz), das 2000 Jahre alt werden kann. Die roten Scheinbeeren haben ein toxisches Gift. Gab es Baumwesen, die Eiben hießen? Ist hier die Herkunft für EIBEN und ELBEN zu suchen?
EIBEN waren germanische Lichtgestalten von Menschengröße. Als gute Bogenschützen konnten sie zielgerecht handeln. Sie hatten spitze Ohren, weil sie Mittler zu den Göttern waren. In christlicher Zeit wurden die ELBEN auch ALBEN genannt. Man hielt sie für böse Geister, die ALBträume bringen. Der germanische AELF soll als niederer Naturgeist früher zu den Unterirdischen gehört haben.
Später in der Romantik werden Waldelfen und Blumenelfen als Lichtwesen mit Seelenqualität beschrieben.

Buche: lat. FAGUS bedeutet keltisch – großer FAUN
Buchstaben entwickelten sich aus Buchenstäbchen.

Eiche: EIK nordisch Symbol für alle Bäume
Baum des keltischen Himmelsgottes (Symbol:Blitz)
Druiden (Priester) bedeutet die Eichenkundigen
Irische Namen: Sohn der Eiche
Spruch bei Gewitter und Blitz: Eichen sollst du weichen – Buchen sollst du suchen.

Der Baum: männlich entspricht der Vorstellung des Stammbaumes eines Stammes – einer Familie

Die Eibe: die Buche, die Eiche u.s.w. Namen der Bäume sind weiblich entspricht der Vorstellung von Vagina – Spalten, Höhlen - Samen, Triebe, Ableger, Früchte

Lieder und Texte zum Thema

Von den Nixen

Das Wasser ruht still -
Weil ein Wille es will!
Mondes Licht
Spiegelt sich Da Wasser heilig – wunderbar
Mondes Licht in sich gebar.

Ein Mensch in des Wassers Spiegel sah
Er sieht sein eigenes Licht ganz klar.
Wasser wechselt das Spiegelbild
Klar und schön – häßlich wild.
Sehnsucht nach der Seele ihn ergreift
Wasser brauchts – wenn diese reift
Kleider läßt er – Schmuck sinkt nieder
Ins Wasser schreitet er immer tiefer.

Das Wasser ihn hebt.
Er liegend schwebt.
In vollem Licht
sein Seelen - Gesicht
Zart hält ihn sodann
der wilde Wassermann.
In Sehnsucht löst sich auf der Schoß
verwandelt sich in einen Sproß.
In Wassers Resonanz
wächst er zu einem Schwanz:
Oben Weib und unten Mann.
So die Seele einen Leib bekam.
Vom Geschlecht weiß sie nix:
Verzaubert – fixiert – fix.
Ein Nixlein klein
wie ein Kindelein
unschuldig rein,
das spielen will und fröhlich sein.

Besuchst du heilige Wasser bei Nacht,
wenn Lichtkraft des Mondes wacht
dann habe acht,
ob dein Nixlein lacht.
geht’s ihm nicht gut,
dann habe den Mut:
Steige ins Wasser – werde rein und klein
laß leuchten wieder der Seele Schein.

Doch kann ihr Licht nicht recht brennen
ohne ihre Rollen zu erkennen.
Sie geht in Resonanz,
fühlt wie der Schwanz.
Erfährt seine Kraft
und erschafft.
Sie geht in Resonanz,
wird zum Tanz.
Erlöst seine Gewalt
zu neuer Gestalt.
Nixen uns mit Brüsten nähren -
Liebe jedem sie gewähren.

Nixen zugleich Mann und Weib
ähnlich unserm Seelenleib
Dieser hat noch mehr Gesichter.
Erkennst du sie – werden es Lichter

Vom Wassermann

Tief, tief unten im Dunkel des Wassers wohnt der Wassermann. Gern wohnt er an gefählich wildem Wasser und heißt deshalb wilder Wassermann. Die Menschen fürchten diese Orte, weil viele hier schon den Tod fanden. Unsere Ahnen glaubten, dass der Wassermann sie in das Totenreich hole.
Aus Verzweiflung sind viele junge Mädchen früher ins Wasser gegangen. So berichtet das Lied von der schönen Lilofee, wie sie sich nach ihren toten Kindern sehnt und ihre toten Eltern wiedersehen möchte. Sie ist bereit, dass der Wassermann sie holt. Sie gibt sich ihm im Wasser hin und ertrinkt

Wunderbare Welten der Lilofee

Lilofee war ein wunderbares und seltsames Kind.Ihr goldenes Haar war zum Kranz geflochten. Ihre Augen leuchteten kristallblau wie der Himmel. Die Alten wußten es gleich und sagten es allen.: Lilofee ist ein Gottesgeschenk! Wenn sie mit dem Baum sprach,war sie in einer anderen Welt. Sie konnte ihn verstehen. Wenn sie den Kristall putzte, spiegelten sich die Sonnenstrahlen und ihre Haut glitzerte. Wenn sie in der Sonne tanzte,war es ganz leicht und zart. Sie schien zu schweben und mit den Sonnenstrahlen zu spielen. Was sie auch tat,sie gab sich voll dafür hin.

So reifte sie unbeschwert zur Jungfrau heran. Und es wuchs die Sehnsucht in ihrem Herzen nach dem Licht der Liebe. Die alten Eltern in dem alten Häuschen auf der Lichtung ließ sie hinter sich und brach auf in den großen dunklen Wald. Als die Nacht hereinbrach, war es ganz finster um sie und sie fühlte sich sehr allein. Da half ihr der getreue Mond und schaute hinter den Wolken hervor.

Sehnsüchtig blickte sie ihn an.. Und wie sie sich so mit ihm verbunden fühlte, zog es sie in die Luft und sie schwebte ihm entgegen. Er öffnete sein großes Tor und nahm sie auf.Drinnen glitzerte es von Kristallen. Sie schritt vorsichtig voran, weiter in einem Gang bis zu einer kristallenen Halle mit einer Bühne. Dort blieb sie erwartungsvoll stehen Nach einigem Warten fühlte sie sich ratlos. Sie fragte sich leise: Was soll ich nun tun? Gerade da erschien in einer zarten Dunstwolke eine weiße Fee auf der Bühne. Lilofee wußte sofort: Das ist meine Fee. Und die Fee sprach: Lilofee, ich bin deine Fee und werde dich begleiten. Ich wohne hier im Kosmos. Wenn du mich um Rat fragst, werde ich dir immer antworten. Bist du auf der Erde, so reise im Traum zu mir. Ich werde die Antwort in dein Herz legen. In ihm wirst du spüren, ob meine Antwort ein ruhiges J A oder ein unruhiges N E I N ist. Alle Anspannung fiel von Lilofee ab. Vertrauen und Ruhe erfüllten sie. Sie hatte ihre Beschützerin und Führerin für den bevorstehenden. Weg gefunden.. Immer war die Fee bei ihr. Sie konnte sie in sich hören.
Dann winkte ihr die Fee zu und wendete sich zum Gehen. „Danke,danke“ rief Lilofee ihr nach und war wieder allein. Zurück war der Weg ganz einfach. Bald schon stand sie wieder auf der Erde im finsteren Wald.

Lilofee fragte sich, in welche Richtung ihr Weg ginge. Sie drehte sich um sich selbst und fühlte, wo sie stehenbleiben wollte. Als sie stand, kam eine wunderbare Ruhe über sie. Da wußte sie, dass dies ihre Richtung war. Ihre Gedanken ganz auf ihr Herz gelenkt, schritt sie vorwärts. Die Anziehung des Mondes war nun schwächer und sie fühlte sich sehr kraftvoll. Nicht weit entfernt fand sie einen See. Er leuchtete von weitem im erneuten Mondschein. Ihr Weg führte direkt an sein Ufer.

Lilofee beugte sich über das Wasser. Und da sah sie ihr Gesicht wie in einem Spiegel. Immer dichter hielt sie ihr Gesicht ans Wasser - bis sie nur noch ihre Augen sah - und plumps ihre Nasenspitze das Wasser berührte. Wellen waren um sie - kreisrunde, die immer größer wurden. Kreise wie ein großes Tor und mittendrin der runde leuchtende Mond. Eine feierliche Ruhe überkam sie. Sie glitt ins so stille Wasser dem Mond entgegen. „Wo sind sind meineFinger, meine Hände, meine Arme? Wo sind meine Zehen, Füße, Beine? Wo ist mein Körper? Panik und Todesangst überkommt sie und ein gewaltiger Sturm durchwühlt das Wasser. Und doch - i c h b i n - mein Herz schlägt, so nimmt sie wahr. Sie konzentriert sich ganz auf ihren Herzschlag und sie wird s t i l l
Und wie wunderbar um sie herum wird es auch still. Sie ist geborgen in der Stille eines großen Strudels.. Langsam nähert sie sich seiner Spitze. Wie ein Bohrer bohrt dieses sich in den dunklen Grund des Sees.

Lilofee bewegt sich weiter. Das Wasser hört auf und ein dunkler enger Gang liegt vor ihr. Sie atmet tief und versucht mit aller Kraft die Wände zur Seite zu drücken. Schritt für Schritt kämpft sie sich vorwärts. Hier gefangen werde ich zu Stein - erstarre. Sie konzentriert sich auf das Licht am Ende des Tunnels. Sie läuft schneller und schneller - ihr Herz rast - dann nur noch eine kurze Strecke - und sie hat es geschafft.

Sie hat eine feste Höhle erreicht: Hier ist es warm und dunkel. Gleich neben dem Eingang versteckt sie sich. Ihr Herz pocht so laut, daß es wiederhallt von den Wänden. Dann nimmt sie es endlich wahr: Ein Ungeheuer, ein riesiger, gewaltiger Drache wohnt in der Höhle. Aus seinem geöffneten Rachen leuchtet jetzt heller Feuerschein, der an den Felsenwänden wiederscheint.
Das Ungeheuer blickt sie direkt an. Ihr Herz hat sich beruhigt, sie fühlt Stille. Sie faßt Vertrauen. Und freundlich wendet sie sich ihm zu. Und da geschieht ein Wunder.
Das Ungeheuer ist nicht mehr bedrohlich. Liebe schwingt und klingt im Raum.

Der Drache nähert sich vorsichtig. Seine Krallen heben sie auf, spielen zärtlich mit ihr -. Er richtet sich auf, tanzt -ganz leicht und in Freude. Mitten in dieser Stimmung hält er sie vor seinen Rachen - loderndes Feuer unter ihr in der Tiefe - .und sie hört seine Stimme: V e r s c h m e l z m i t m i r - e r f a h r d i e K r a f t d e s I n n e n !
Sie hält den Atem an - und dann springt sie in die heißen lodernden Flammen. Und sie fühlt: Mein Herz brennt - immer heißer und heißer. Ich bin Flamme, ich leuchte - bin formlos - bin Plasma - .bin Urstoff - I c h b i n .

Sie wartet und nichts geschieht. Ihr ist bewußt: All dies sind Schöpfungskräfte. Und sie betet im Vertrauen: Gott Dein Wille geschehe. Gerade da erinnert sie sich daran, daß sie sich aufgemacht hatte, das Licht zu suchen. Wo ist es? Wo ist der Weg? Sie fühlt, wie sie durch ein enges Loch gedrückt wird. Die Enden ihres Tuches sind wie abgeschnürt. Als eine leuchtende Kugel aus Plasma schwebt sie in klarer Luft. Am Horizont ein Lichtstreifen wie bei Sonnenuntergang. Und sie weiß: Jetzt mußt du dich entscheiden, Lilofee! Willst du mitschwimmen im Ewigen Licht am Horizont oder Materie werden durch Teilung und Teilung - und leben auf Erden.

Leben will ich, war ihr bewußt
Und sie wachte auf im dunklen Wald nahe ihres Elternhauses. Sie klopfte an die Tür, doch die Eltern lebten nicht mehr.. Jahre waren vergangen. Auch Lilofee hatte die Falten des Alters. So lebt sie nun als wissende Alte in dem kleinen Häuschen. Kommen Menschen zu ihr, dann erzählt sie von ihren Erfahrungen aus den Ander- Welten.. Die Menschen staunen. Einige Verstehende machen sich selbst auf den Weg, um das Dunkel der inneren Welten zu ergründen.

Von den Riesen und ihrer Kraft

Es war an einem dieser letzten wunderbaren Herbsttage, als ein kleines Kind sich auf den Weg machte, um zu sehen, wie die Sonne schlafen geht. Es lief von der Hütte der Mutter allein fort. Sicher und kräftig stieg es den Weg zum Steinhügel hinauf. Und da nahm es zum ersten Mal eine kleine dunkle Gestalt direkt neben sich wahr. Wer bist du? Fragte es. Doch die Gestalt antwortete nicht. Es stand still.... die Gestalt auch. Es lief.... Die Gestalt lief mit. Es winkte und auch das seltsame Wesen winkte. Wie ein Bruder spielte der Schatten jedes Spiel mit. Und so verging die Zeit bis zum Aussichtsplatz auf dem Berg sehr schnell.

Dann waren die Augen des Kindes nur noch bei der Sonne. Es träumte mit offenen Augen,war ganz nahe bei ihr...... befand sich in einer anderen Welt.

Ein kühler Windhauch ließ es aufschrecken! Es mußte aufbrechen! Schnell drehte sich um …... und erschrak: Oh mein Freund, warum bist du so gewachsen? Warum bist du größer als ich? ... keine Antwort
Es winkte ihm. Auch die Gestalt hob die Hand und winkte. Doch das Kind war jetzt nicht mehr sicher, ob es freunlich gemeint war und fühlte sich unbehaglich. Es mußte nun auf den Weg achten.... blickte aber von Zeit zu Zeit auf, um den seltsamen Begleiter zu suchen. Größer und größer wuchs dieser. Bisweilen schien er sich zu verstecken.: Waren dort Tannen oder war es sein Kopf? Wann war es so dunkel, dass er sich völlig verbergen konnte. Aber das Kind wußte: Er ist noch da! ES hörte sein kleines Herz pochen, spürte wie Anst den Hals eng machte. Und dann merkte es, wie sich ein Stein neben seinem Schuh löste. Es hörte ihn rollen, aufschlagen....bong bong bong! Das Getöse hallte vom Echo der Berge vielfach wieder.....bong..bong..bong!.....bong..bong..bong Das Kind fühlte sich plötzlich ganz klein.. so hilflos und ohne Schutz!

Sein Köpfchen versuchte sich zu erinnern: Hatte es nicht gehört, dass in den Höhlen der Berge Riesen wohnen? Starke Riesen, die große Steine werfen konnten und Menschenkinder erschreckten? Angst ergriff das Kind. Das letzte Stück des Weges schien der Riese direkt hinter seinem Rücken zu sein. Es lief so schnell wie noch nie in seinem Leben.
Endlich erreichte es die Hütte, riß die Tür auf und ….schmiß sie schnell wieder zu..
Mutter saß und wartete...... heißer Brei stand auf dem Tisch und im Ofen knisterte das Feuer.... Es war gerettet!

Sie konnten beide hören, wie draußen der Wind heulte und pfiff. Der alte Baum vor der Hütte ächzte znd krachte. Das Kind hatte viele Fragen im Kopf: Ob wohl die Riesen beim Laufen den Wind machen? Ob sie die Äste brechen, weil sie kämpfen wollen.? Angst hatte es vor ihrem Wüten! Wer kann die Riesen beruhigen? Haben sie einen schlauen Plan oder sind sie dumm? Sind sie böse oder nur wütend? Helfen sie Menschen auch in Not. Haben Riesen Mitgefühl? Mögen Riesen Kinder? Ach könnte ich sie doch verstehen, dann müßte ich nicht so große Angst haben! wünschte es sich.

Als der warme süße Brei sich im Munde löste und durch den Hals rutschte, wurde ihm wohler. Sein Hals wurde wieder weit und drei kräftige Seufzer stiegen auf. Dann pochte sein Herz wieder ruhig. Nach dem Essen badete Mutter ihr Kind in warmen Wasser. Seine Haut war nun sauber und glänzend.. Es fühlte sich wohl. Und bald hüllte tiefe Müdigkeit es ein. Leise wie von fern hörte es noch Mutters Singen.

Schlaf, Kindlein schlaf!
Der Riese hüt die Schaf
Mutter schüttelts Bäumelein.
Fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindlein schlaf

Es war ganz still in der Hütte.
Und das Kind wußte: Der Riese ist da! Die Tür öffnete sich knarrend. Er hörte langsame tapsende Schritte auf dem Boden. Dann stand jemand vor seinem Bettchen. Es schaute ihn mutig an: Dieser Riese war ebenso groß wie es selber. Seine Augen waren weit aufgerissen. Schaute die Gestalt neugierig oder ein wenig ängstlich? Das Kind faßte noch mehr Mut und versuchte zu lächeln. Das freute den Besucher und er lächelte zurück. Unsicher überlegte das Menschenkind, was es tun solle. Was willst du? fragte es. Unsicher blickte nun die Gestalt zurück. Dann begann sie wieder zu wachsen. Angst war im Raum zu spüren. Da schrie es aus dem Kind: Nein...nein...nein!

Werd wieder klein!

Und, oh Wunder.... kleiner und kleiner wurde das Wesen und war endlich so groß wie ein Spielzeugzwerg. Da war das Kind erleichtert und hatte Lust wieder zu spielen. Freundlich lachte auch der Riese im Zwerg und spielte mit. Bleib bei mir, bat ihn das Kind und er schien einverstanden. So bekam er einen Platz auf dem Brett über dem Bett. Von nun an spielte das Kind jede freie Minute mit dem winzigen Riesen. Mußte es der Mutter helfen, so schaute es zwischendurch nach, ob es ihm gut ging. Es machte das Brett sauber und stellte alles wieder ordentlich darauf. Der Berggeist erfreute sich an seinem Mut, seiner Tatkraft und seiner Fürsorge. Deshalb blieb er drei Tage.
Dann, als das Kind gerade fort war, wurde der Geist größer und größer.... wurde wieder zur Riesengestalt, wuchs weiter und löste sich schließlich in Luft auf.. Er kehrte zurück in seine Welt tief unter den Bergen. Von dort steigt er bisweilen in seine Oberwelt auf, wo er von Menschen gesehen werden kann.

Mutter schwieg zu allem. Sie war froh, das ihr Kind seine Riesenangst überwunden hatte. Sie kennt das Geheimnis der Riesen und weiß, dass jeder es selbst erleben muß.

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